Sanft berührte Narben - Leseprobe

 

Ben roch das Blut schon von weitem. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Er rannte deshalb in einer Geschwindigkeit, bei der er mit bloßem Auge kaum noch zu erkennen war, dem Blutgeruch durch die menschenleeren dunklen Straßen entgegen.

Seine übernatürlich scharfen Ohren hörten schon von weitem hysterische Frauenstimmen und schmatzende Geräusche. Mitten im Lauf entsicherte er seine 9 Millimeter und zog sein Wurfmesser aus der Scheide, dessen rasiermesserscharfe Stahlklinge er eigenhändig mit filigranen Rankenmustern überzogen hatte.

Mit unglaublichem Tempo bog er schließlich in eine abgelegene Sackgasse ein, die von hohen Mauern umgeben war und damit eine Flucht unmöglich machte. Dort bot sich ihm ein gleichermaßen dramatisches, wie faszinierendes Bild.

Am Ende der Gasse stellte sich eine komplett schwarz verschleierte Frau trotzig und kampfbereit, mit einem nicht gerade kleinen Damaszener Dolch, dem bevorstehenden Angriff eines Vampirs entgegen, von dessen Fangzähnen bereits das Blut eines anderen Menschen tropfte.

Eine wahrhaft tapfere Frau!

Hinter ihr hatten drei hysterisch kreischende Frauen Deckung gesucht. Eine weitere Frau lag blutend und bewusstlos an der Steinmauer schräg hinter ihr. Ein paar Meter entfernt, neben einer Stretchlimousine, sah er zwei muskulöse Männer in schwarzen Anzügen, vermutlich Bodyguards. Sie befanden sich in der tödlichen Umarmung von zwei weiteren Vampiren. An ihren zerfetzten Kehlen und den augenscheinlich fast blutleeren Körpern erkannte er, dass ihr Todesurteil bereits gefallen war.

 

Selbst unter Vampiren gab es Gesetze, doch die hier scherten sich einen Dreck darum.

Diese sogenannten Gesetzlosen gaben sich der Gier nach Blut völlig hin, entweder bewusst, oder weil sie in eine Art Sucht verfallen waren. Statt sich mit dem Nötigen zufrieden zu geben, ließen sie erst von den hässlich zugerichteten Leichen ab, wenn auch der letzte Tropfen ihren Rachen hinunter geflossen war. Nicht wenige dieser Vampire weideten sich dabei auch noch an den Todesqualen ihrer Beute oder vergewaltigten die weiblichen Opfer, während sie starben.

 

Der blutgierige Vampir vor der verschleierten Frau, setzte gerade zum Sprung auf sie an.

Ein Schuss aus Bens Waffe hätte den Körper des Vampirs durchschlagen und auch die Frau dahinter treffen können. Er steckte die Waffe also wieder ins Holster und startete mit einem wütenden, markerschütternden Knurren den wohl schnellsten Sprint und Sprung seines Lebens.

Nur Zentimeter bevor der Vampir die Frau erreichte, fing er den Blutsauger im Flug ab und riss ihn mit sich zu Boden.

Mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite, war er im Stande dem Mörder mit seiner Klinge die Kehle zu durchtrennen, ehe der zu irgendeiner Gegenwehr fähig war. Aber noch während er dem Vampir den Todesstoß ins Herz versetzte, nahte bereits neue Gefahr für die Frau in Schwarz.

Die anderen beiden Vampire hatten ihr blutiges Mahl an den nun toten Männern nämlich beendet und dürsteten nach mehr.

In ihren Augen spiegelte sich die pure Gier, als die zwei sich blutbesudelt und mit voll ausgefahrenen Fangzähnen der Gruppe von Frauen näherten.

Ohne zu zögern zog Ben seine ebenso kunstvolle, wie tödliche Klinge aus dem Mann unter ihm und katapultierte sie zielsicher zu einem der Gesetzlosen. Aus seiner Position konnte er leider nicht das Herz treffen, doch sein Messer schnitt wie beabsichtigt den Hals des Angreifers bis zur Hauptschlagader auf. Der presste verzweifelt seine Hand auf die Wunde und flüchtete, um sein Leben zu retten.

Bevor Ben jedoch in der Lage war seine Pistole zu ziehen, warf sich der zweite Vampir mit gefletschten Zähnen auf ihn und versuchte in wilder Raserei seine mörderischen Fänge in ihn zu schlagen. Ben konnte seinen Hals gerade noch abwenden, erntete jedoch zwei tiefe, schmerzhafte Furchen in der Schulter. Wie ein Wahnsinniger versuchte der Vampir weiter, ihn mit seinen Reißzähnen zu erwischen. Währenddessen setzte Ben alles daran, sich mit dem Kerl von der Frau wegzurollen und gleichzeitig den Zähnen zu entgehen.

Inzwischen öffnete sich die Fahrertür der verdunkelten Limousine und Ben registrierte, dass noch ein weiterer Vampir mit von der Partie war. Der leblose, blutüberströmte Chauffeur kippte halb aus dem Wagen, als der skrupellose Mörder über ihn hinweg nach draußen stieg.

Im Zweikampf gefangen, musste Ben hilflos zusehen, wie der Vampir nun die Frau mit dem Dolch ins Visier nahm. Mit einem kräftigen Hieb schlug er sie zur Seite, so dass ihr Körper durch die Luft flog bevor er etwas abseits auf den Boden krachte.

Ben roch ihr Blut und brüllte vor Wut auf, doch sein Gegner hatte ihn dermaßen fest im Griff, dass er nicht an seine Pistole kam.

Die tapfere Frau in Schwarz rappelte sich sofort wieder auf. Ihre mehrlagige Kopfbedeckung war allerdings über die Augen verrutscht.

Glücklicherweise konzentrierte sich die blutgierige Bestie, die sie angegriffen hatte, gerade auf das Häufchen der drei anderen, die sich hinter ihr versteckt hatten.

Mit einem zornigen Aufschrei und einer ruckartigen Bewegung riss die mutige Frau sich die schwarzen Stoffteile herunter. Der Inbegriff einer arabischen Schönheit, faszinierend und zugleich geheimnisvoll, kam zum Vorschein.

Trotz der Situation musste Ben lächeln. Das verging im leider im nächsten Moment wieder, denn wegen der atemberaubenden Ablenkung kassierte er einen heftigen Kinnhaken.

„Lauf! Los lauf weg!“, brüllte Ben der Frau zu, doch die tat genau das Gegenteil.

Mit seinem Kontrahenten, der ihn immer noch im Griff hatte, versuchte Ben zu seinem Messer zu rollen, das einsam in der Gasse lag, nachdem der am Hals Getroffene geflüchtet war. Mittlerweile ging es um Sekunden, denn die Frau in Schwarz hatte wieder nach ihrem Dolch gegriffen und stellte sich dem Vampir erneut in den Weg.

Und obwohl diese furchteinflößende Bestie mit den blutigen, rasiermesserscharfen Fangzähnen sie wie ein Riese überragte, wich die orientalische Schönheit keinen Zentimeter zurück. Ihre hinreißend grünen Augen funkelnden nur vor Zorn.

„Lauf weg! Du hast keine Chance!“

Doch anstatt seinem Rat zu folgen, duckte sie sich nur zum Angriff, wobei die Hand, mit der sie ihre Waffe hielt, mittlerweile blutüberströmt war.

Ben war tief beeindruckt. Sie hatte wirklich Mut, das musste er ihr lassen!

Aber eben das würde ihr Todesurteil sein.

Der Vampir würde sie diesmal nicht zur Seite schleudern, sondern ihr Genick brechen oder ihre Kehle herausreißen...

(Ende der Leseprobe)

 

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