"Zeit zum Überleben" Teil 1: Hoffnung

Kurzroman, vorerst nur als E-Book

 

                     (Teil 1 von  zwei Teilen)                                        

Ganz allein wandert Jessica auf der Flucht vor einer Plündererbande mit knurrendem Magen durch eine menschenleere Stadt. Wegen eines Krieges um Ressourcen wurden fast alle Menschen mit einen Virus ausgerottet und EMP-Angriffe haben jegliche Elektronik in Schrott verwandelt.

Chancenlos steht sie in einem ausgeräumten Lebensmittelladen einem Fremden gegenüber, der sie in die Ecke drängt. Mit seinen langen, kastanienbraunen Locken und seinem durchtrainierten Body ist Marc durchaus attraktiv und bekundet Interesse an ihr. Doch sie weiß nicht, ob er Freund oder Feind ist.

Kurz darauf wird sie von den brutalen Plünderern umzingelt und Marc taucht erneut auf.

War er nur ihre Vorhut und hat mit ihr gespielt?

Oder ist er ihre einzige Chance zu überleben?

 

 

Leseprobe von Teil 1 nachfolgend, die Veröffentlichung von Teil 2 "Zeit zum Überleben - Zukunft"  ist für das erste Quartal  2018 geplant

 

Leseprobe Teil 1 "Zeit zum Überleben - Hoffnung"

 

Kapitel 1

Mein Magen knurrt.

Ich bin immer eine gesetzestreue Bürgerin gewesen, aber ich werde aus diesem Geschäft hinausgehen und nicht bezahlen, was auch immer ich mitnehme.

Die Zeiten haben sich geändert – leider. Nichts ist mehr wie früher.

Dieser Laden wurde sowieso schon fast völlig geplündert und es gibt auch keinen Strom und seit Langem keine Kassierer oder Polizisten mehr.

Die Städte und Straßen sind ausgestorben – im wahrsten Sinne des Wortes –, denn es leben hier kaum noch Menschen. Außerdem hat jegliche Art von Elektronik ihren Geist aufgegeben und damit existiert auch keine Kommunikation mehr.

Das liegt an dem Krieg, wobei es kein Krieg im herkömmlichen Sinne war. Eigentlich ging es nur um Rohstoffe. Der stetig wachsenden und riesigen Exportnation im Osten waren die Rohstoffe ausgegangen. Die anderen Länder wollten keine mehr verkaufen, denn es wurde für alle knapp. Aber zum Exportieren braucht man eben Rohstoffe, von Öl mal ganz abgesehen.

Nein, es fielen keine Bomben.

Es gab auch keine Kriegserklärung.

Es gab nur plötzlich den Ausbruch einer neuen Welle der Vogelgrippe, und zwar einer sehr aggressiven Sorte. So fing alles an.

Still und heimlich hatte die Nation im Osten zuvor ihre Bürger geimpft. Heute kalkuliert man, dass 60 Prozent der Bevölkerung dieser Grippe zum Opfer gefallen wären, hätte es nicht den von einem Pharmakonzern – mit ebenso viel finanzieller Gier wie Hast – entwickelten Impfstoff gegeben.

In Windeseile wurde die gesamte Bevölkerung geimpft, was dem Konzern astronomische Einnahmen bescherte. Aber erst starben Tausende wegen der unerwarteten Nebenwirkungen und zudem sind sich die Experten heute einig, dass dieser nicht ausreichend getestete Impfstoff dafür sorgte, dass das ursprüngliche Virus in eine noch aggressivere Form mutierte. Unterm Strich starben in manchen Regionen mehr als 99,0 Prozent der Bevölkerung innerhalb kürzester Zeit. Wie viele es genau sind, wenn von einer Stadt mit 100.000 Einwohnern nur zwei oder drei Menschen überleben, habe ich nie ausgerechnet.

Nun brauchen wir alle nicht mehr so viele Rohstoffe.

Im Zuge der ursprünglichen Strategie gab es Versuche der Armee aus dem Osten, Teile von Mitteleuropa und Afrika zu überrennen. Dazu setzten sie im Vorfeld flächendeckende sogenannte EMP-Wellen ein. Das sorgte dafür, dass alle elektronischen Geräte von einer Sekunde auf die andere dauerhaft funktionsunfähig waren.

»Ohne einen Tropfen Blut vergossen zu haben, erleben wir den verheerendsten Krieg aller Zeiten«, betitelte es die letzte Ausgabe einer Zeitung, die nur noch auf einem gefalteten A3-Blatt erschien.

Unser Land ist am Boden.

Ein öffentliches Leben gibt es nicht mehr, alles ist geschlossen, die Straßen sind menschenleer. Unser komplettes System: Kommunikation, Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen hat sozusagen einen tödlichen Herzinfarkt erlitten.

Unsere Bündnispartner schafften es zwar, die Invasionspläne des Ostens zunichtezumachen, doch aufgrund des extrem aggressiven Virus wurden alle Landesgrenzen geschlossen. Ein paar Inseln wie Australien, Neuseeland und Island blieben auf diese Weise weitgehend verschont. In den anderen Staaten regiert die Angst und überall summiert man jeden Tag die Toten und gibt neue Hochrechnungen heraus.

Aber das interessiert mich im Augenblick nicht, denn ich habe Hunger und wühle deshalb zwischen umgeworfenen Regalen und aufgerissenen Lebensmittelpackungen.

Mein Fahrzeug ist ein Fahrrad mit viel zu großem Anhänger, besser gesagt, mit einem kurzen Autoanhänger. Läuft ohne Benzin und Elektronik, kostet nur unheimlich viel Kraft.

Da, wo ich zuletzt geschlafen habe, kann ich leider nicht mehr bleiben. Eine Bande übler Kerle, die plündernd und vergewaltigend durch die Gegend zieht, ist in die Stadt eingefallen. Solche Horden gibt es leider im ganzen Land, man nennt sie nicht Plünderer, sondern Hellhounds – Höllenhunde. Dieser Krieg bringt wohl die schlimmsten und besten Seiten von Menschen an den Tag. Diese Bande würde irgendwann weiterziehen, wenn sie alle Lebensmittel und andere Ressourcen aufgebraucht hat. Bis dahin wäre ich dort nicht mehr sicher, deshalb habe ich mitten in der Nacht, als alle schliefen, das Nötigste auf diesen Anhänger gepackt, ihn notdürftig mit Seilen am Fahrrad befestigt und bin losgestrampelt.

Zum Glück kenne ich diese Grenzregion zwischen Deutschland und Frankreich sehr gut, habe früher nämlich mal hier gewohnt. Das ist von großem Vorteil, denn ohne Strom brennt keine einzige Straßenlaterne und die kleine Lampe, die mein Dynamo speist, wirft nur einen minimalen Lichtkegel.

Knäckebrot! Hier ist eine aufgerissene Packung Knäckebrot und ein paar Scheiben sind noch drin! Sofort stopfe ich mir drei Scheiben in den Mund.

Nie in meinem Leben habe ich lieber Knäckebrot gegessen!

Den Rest lege ich in die Tupperbox meiner großen, blauen IKEA-Tasche, die ich mir umgehängt habe.

Jetzt habe ich furchtbaren Durst.

Sauberes Trinkwasser ist auch ein großes Problem. Es gibt ja keinen Strom für die Klärwerke und das nötige Personal wurde längst dahingerafft.

Ich habe noch einen Liter Wasser in meiner 1,5-Liter-Flasche und trinke gierig, dann suche ich weiter.

Dosen werde ich sicher nicht mehr finden, die hatte man als Erstes aus den Läden geplündert, aber ich nehme alles mit, was mir nützen könnte: Trockenhefe, Rosinen, Backpulver. Womöglich finde ich in einer Woche woanders Mehl. Ja, man wird zum Hamster in dieser Zeit.

Früher waren die Menschen ja auch Jäger und Sammler! Wenn ich nur jagen könnte! Es ist eine Ewigkeit her, dass ich frisches Fleisch gegessen habe und selbst haltbares hatte ich schon lange nicht mehr.

Ich suche weiter, räume die zerstörten und verschmutzten Verpackungen beiseite und entdecke doch tatsächlich Mehl! Drei Packungen! Und zwei Packungen Brotmischung. Ich nehme auch noch Salz und Gewürze mit, denn ich musste ja fast alles in meiner letzten Bleibe zurücklassen. Den Campingkocher habe ich mitgenommen, der ist ein wahrer Schatz und den findet man in den Geschäften nicht mehr. Diese Kocher gab es als Allererstes nicht mehr zu kaufen oder zu plündern, denn die Leute haben sie auf ihre nicht mehr funktionierenden Elektroherde gestellt und damit ihr Essen warm gemacht.

Überglücklich entdecke ich unter einem schweren Regal drei Schachteln Schwarztee. Doch als ich sie gerade in meine Tasche räumen will, höre ich ein Motorrad und sie fallen mir vor Schreck aus der Hand. Ich ducke mich instinktiv, sammle schnell den Tee wieder ein. Die ganz alten Motorräder, die keine Elektronik besitzen, funktionieren auch nach den EMP-Angriffen, sofern man an Benzin herankommt. Die Hellhounds sind mit solchen Zweirädern unterwegs.

Wenn ich es schon hören kann, ist es zu spät, um noch durch den Vordereingang zu flüchten, und im rückwärtigen Teil des Ladens ist alles zu. Deshalb laufe ich geduckt in die hinterste Ecke des Ladens, kauere mich dort im Sichtschutz eines Regals und ziehe meinen Baseballschläger aus der IKEA-Tasche. Das ist leider meine einzige Waffe. Die meisten Hellhounds besitzen aber Pistolen, Revolver oder Gewehre – nicht gerade ein ausgewogenes Kräfteverhältnis.

Wenn das einer der Hellhounds ist, die in meinen letzten Wohnort eingefallen sind, dann sieht es schlecht für mich aus. Sollte ich Glück haben, rauben sie mich nur aus und bringen mich um. Normalerweise vergewaltigen sie einen vorher – alle der Reihe nach. Vor einigen Wochen habe ich mich mit einem Tritt zwischen die Beine eines Hellhounds retten können. Und vor zwei Wochen hat sich einer nachts in meine Bleibe geschlichen. Ich wusste nicht, dass sie in der Stadt waren, und hatte wohl zu fest geschlafen. Als ich wach wurde, lag er schon nackt auf mir, in meinem Bett. Mit der Kraft einer Verzweifelten habe ich um mich geschlagen und es gelang mir schließlich zu entkommen. Nur in meinem Schlaf-T-Shirt und Höschen rannte ich barfuß durch die Stadt, versteckte mich letztendlich in der Kanalisation, bis sie am nächsten Tag wegfuhren. Vielleicht war das kleine Teelicht daran schuld, dass ich angezündet hatte. Aber ich fürchte mich nun mal im Dunkeln.

Ich höre draußen nur ein Motorrad. Das ist ungewöhnlich, normalerweise kommen sie immer in einer Horde. Vielleicht ist das ja so etwas wie eine Vorhut.

Hoffentlich fährt er vorbei!

Aber wer lässt in diesen Zeiten schon ein Lebensmittelgeschäft links liegen?

Da fällt mir mein Fahrrad ein. Es steht vor der Tür und verrät womöglich meine Anwesenheit.

Der Motor geht aus.

Ich höre das schabende Geräusch des Ständers.

Mir bricht am ganzen Körper Schweiß aus.

Ich klammere meine Hände fester um den Baseballschläger.

Schritte von schweren Stiefeln, die den Laden betreten.

»Hallo? Ich weiß, dass du da drin bist! Du kannst genauso gut rauskommen.«

Rauskommen? Habe ich etwa Todessehnsucht?

Die Schritte kommen immer näher, direkt auf mich zu.

Es hat keinen Sinn mehr, sich zu verstecken, aber ich werde mich wehren! Vielleicht hat er ja keine Schusswaffe.

Langsam stehe ich auf, hebe meinen Baseballschläger und mache mich bereit.

»Ich bin immun«, sagt er.

»Ich bin auch immun«, antworte ich ganz automatisch.

Das ist heutzutage die übliche Begrüßung, denn falls man selbst nicht immun ist, muss man den anderen aus dem Weg gehen. Menschen, die immun sind, übertragen die Grippe, ohne selbst zu erkranken.

»Ist nicht gut, als Frau allein unterwegs zu sein.«

»Ich hab’s mir nicht ausgesucht!«

Meine Beine zittern, hoffentlich bemerkt er das nicht.

Mist, sein Blick huscht genau da hin! Doch dann wendet er sich ab und betrachtet das Chaos im Laden.

»Hallo, ich bin Marc. Was ist denn heute so im Angebot?«, sagt er nonchalant.

»Keine Frau!«, presse ich heraus. »Den Rest kannst du haben, wenn du mich gehen lässt.«

Er blickt auf meinen Baseballschläger, ist leider kein bisschen beeindruckt und kommt einen Schritt näher.

Mir läuft der Schweiß den Rücken hinunter, meine Beine schlottern.

»Ich mag Rothaarige. Bin schon ewig allein unterwegs. Wir könnten uns zusammentun. Falls du keine Zicke bist. Ich mag keine Zicken.«

Eine Vergewaltigung mit verbalem Vorspiel, wer hätte das gedacht!

»Bleib, wo du bist! Mit diesem Ding zerschmettere ich dir deine Knochen und es gibt keine Ärzte und kein offenes Krankenhaus, das dir einen Gips verpassen würde.«

»Mach keine Dummheiten.«

Der Kerl schiebt seine schwarze Motorradjacke auf einer Seite zurück.

Eine Pistole kommt zum Vorschein.

So eine Scheiße!

»Wie du schon sagtest, es gibt keine medizinische Versorgung weit und breit.«

»Fein, du kannst mich vielleicht abknallen, aber dein Fick werde ich nicht!«

Ich spanne meine Muskeln an, bereit, meinen Schläger mit äußerster Kraft einzusetzen. Es gibt Dinge, die sind schlimmer als der Tod. Manchmal ist der Preis fürs Überleben zu hoch.

Der Mann vor mir seufzt. »Eine Zicke, wie schade.«

Sein Blick schweift ein weiteres Mal über das Chaos im Lebensmittelgeschäft.

»Weißt du, ob es hier Duschgel gibt? Meins ist leer.«

Verdattert zeige ich nach links.

»Da hinten an der Wand habe ich welches gesehen.«

Tatsächlich geht er in diese Richtung und nimmt sich zwei.

Ich verfolge jede seiner Bewegungen mit Argusaugen, mein Herz rast.

»Feuerzeuge?«, fragt er über zwei Regale hinweg.

»An der Kasse, glaube ich.«

Meine Beine zittern so, dass ich mich wundere, warum ich noch stehe.

Nachdem er sich bestimmt zehn Stück in die Tasche seiner Lederjacke gestopft hat, geht er verblüffenderweise wieder zum Ausgang. Heute ist mein Glückstag! Vielleicht hat er keine Munition mehr und doch Respekt vor meinem Baseballschläger. Einen gebrochenen Knochen riskiert heutzutage keiner mehr. Wenn ich ganz schnell in die Pedale trete, sobald er gegangen ist, bin ich womöglich weit genug weg, wenn der Rest der Horde eintrifft.

In der aus den Angeln gerissenen Tür dreht sich der Kerl noch einmal um...

                *** Ende der Leseprobe ***

 

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